mipra.at/Verkehrssicherheit Übersicht/Motorradsicherheit: Pionierstudie Fahrtrainings

Pionierstudie:


Studie Motorradsicherheit & Fahrtrainings

Die Studie ist abgeschlossen und die Ergebnisse sind hier als Downloads verfügbar:

 

NEU (01.2018):

Artikel in der ZVS - Zeitschrift für Verkehrssicherheit, pdf 3 MB)

 

Download Kurzfassung (19 Seiten, pdf 1 MB)

 

Download Langfassung (171 Seiten, pdf 6,3 MB)

 

Download ExpertInnenbefragung (31 Seiten, pdf 0,9 MB)
ExpertInnenstatements, komplette Nennungsliste

 

Download Anhangband (180 Seiten, pdf 1,8 MB)
Vorschläge der Befragten, komplette Nennungsliste

 

Download Interview im Motorradmagazin (Sommer 2017)

Praschl-Interview zu Motorradsicherheit

 

Im Auftrag des Österreichischen Verkehrssicherheitsfonds (im bmvit) führten wir eine Studie zur Evaluierung und Optimierung von freiwilligen Motorrad-Fahrtrainings durch. Diese sollen noch besser auf die Vermeidung der häufigsten und folgenschwersten Unfallursachen abgestimmt werden. Dazu wurden zwischen Oktober 2015 und Anfang Jänner 2016 5.025 aktive und frühere MotorradfahrerInnen in ganz Österreich befragt, sowie weitere 640 in Deutschland (als Vergleichsgruppe). Außerdem wurden mit 20 ExpertInnen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz Interviews durchgeführt.

 

Herzlichen Dank an alle MotorradfahrerInnen, die den Fragebogen ausgefüllt haben.

 

Fahrtrainings bzw. Sicherheitstrainings haben in der Verkehrssicherheitsarbeit schon lange einen hohen Stellenwert und wurden in jüngerer Vergangenheit auch stärker mit der klassischen Führerscheinausbildung verknüpft. Seit 2003 gibt es verpflichtende Fahrtrainings bzw. „Perfektionsfahrten“ im Rahmen der Motorrad- Führerscheinausbildung. Zusätzlich werden - wie auch schon vor dem Jahr 2003 - freiwillige Fahrtrainings angeboten.

Diese freiwilligen Motorrad-Fahrtrainings werden von verschiedenen Institutionen durchgeführt, darunter die Clubs ARBÖ und ÖAMTC, die Fahrschulen sowie weitere professionelle und ehrenamtliche Anbieter (z.B. Polizei).

Einen einheitlichen Qualitätsstandard von Fahrtrainings wie in Deutschland (DVR-Richtlinien) gibt es in Österreich nicht (nur interne Qualitätsstandards einzelner Trainingsanbieter).

Eine systematische Analyse der Auswirkungen von Motorrad-Fahrtrainings auf das Unfallgeschehen gab es bisher weder in Österreich noch in anderen EU-Mitgliedsländern.

Nachdem in den Unfallstatistiken keine Informationen zur Trainingsteilnahme enthalten sind, kann aus dieser Quelle kein Zusammenhang ermittelt werden. Es war daher eine umfangreiche Primärerhebung nötig, die nun erstmals in Österreich durchgeführt wurde („Pionierprojekt“).


Kurzfassung aus der ZVS für Verkehrssicherheit (DE, EN)

 

The impact of voluntary motorcycle trainings on the accident risk, Mag. M. Praschl, A-Wien


Im Rahmen dieser Evaluation von freiwilligen Motorrad-Fahrtrainings in Österreich wurden im Zeitraum September bis Dezember 2015 insgesamt 5.854 Motorradfahrer zu eigenen Unfällen, Fahrausbildung und absolvierten Fahrtrainings (alles inklusive Datierung), zu Fahrverhalten,  motorradspezifischen Einstellungen etc. ausführlich befragt. Da es in Österreich seit 2003 verpflichtende Fahrtrainings im Rahmen der Mehrphasen-Führerscheinausbildung gibt, wurden für die Vergleiche von Motorradfahrern ohne und mit Fahrtrainings (inkl. Vergleich vor und nach den Trainings) nur die Daten der 2.921 österreichischen Motorradfahrer herangezogen, die den Führerschein vor 2003 erworben haben und außerdem gewöhnlich Motorräder mit mindestens 30 PS Motorleistung fahren. Für die vergleichenden Berechnungen wurden die Variablen „Anzahl der schweren Unfälle“, „effektive Fahrpraxisjahre“ und „Kilometerleistung“ herangezogen. Die Auswertungen ergaben keine signifikanten Unterschiede im zeitbezogenen Unfallgeschehen zwischen Trainingsteilnehmern und Nicht-Teilnehmern sowie zwischen Trainingsteilnehmern vor und nach den Trainings, weder in der Zahl der Unfälle pro Fahrer und Jahr noch in der Unfallschwere und auch kaum bei den Unfallarten. Allerdings fahren Trainingsteilnehmer nach den Trainings um durchschnittlich 9 % mehr, wodurch sich eine (nicht signifikante) kilometerbezogene Senkung des Unfallrisikos durch freiwillige Motorradtrainings von durchschnittlich 6 % errechnet. Ein möglicher Sicherheitseffekt der Trainings durch verbesserte Fahrtechnik könnte also unter anderem durch eine erhöhte Fahrleistung nach den Trainings wieder kompensiert werden.

 

In an evaluation study about the impact of voluntary post-licence motorcycle trainings in Austria, 5.854 motorcyclists answered questions about own accidents, driving school training and post-licence trainings (with dating), driving behaviour, own motorbikes, attitudes towards driving with a motorcycle and their assumptions of the most common causes of accidents. The survey was conducted between September and December 2015. Motorcyclists with an Austrian driving licence issued in 2003 or later have to conduct mandatory training sessions („Mehrphasenausbildung“). Therefore, the data of 2.921 Austrian motorcyclists with a pre-2003 driving licence who usually drive motorcycles with an engine power of 30 PS (22,1 kW) served as the basis for the comparation of the accident risk of motorcyclists with and without voluntary motorcycle training experience and motorcyclists before and after conducting a voluntary motorcycle training. The comparing analyses involved the variables “number of severe accidents”, “effective driving experience in years” and “effective driving experience in km”. There was no significant difference regarding the time-related accident occurances (i. e., accidents per driver and year, severity and type of accidents) between training participants and non-participants as well as between training participants before and after the voluntary motorcylce training. However, the participants of voluntary motorcycle trainings showed an increased driving performance of 9 % after the training, yielding to a km-related reduction of the accident risk of 6 % in average due to voluntary motorcycle trainings. Thus, an increased driving performance after the voluntary training possibly compensates its security effect.

 

 


Kontakt: Michael Praschl motorrad@mipra.at
mipra Institut für Motiv- und Mobilitätsforschung: Verkehrssicherheit Motorradsicherheit Motorrad Handschuh auf Lenker Das gute Beherrschen der Maschine - wie z.B. die richtige Bremstechnik - ist für Motorradfahrer lebenswichtig.
Foto: © Can Stock Photo Inc. / cookelma
Titelseite Bericht  Evaluation mipraBericht zur Evaluation von Motorrad-Fahrtrainings, Praschl M., Schöllbauer J. 2016 (Download: siehe linke Spalte)
ZVSIn dieser Ausgabe der ZVS ist ein wissenschaftlicher Artikel über die Evaluationsstudie enthalten